Wie sich das Kolpinghaus verändert

Der ehemalige Gastraum ist bereits entkernt. Der hölzerne Eingangsbereich, erklärt Simon Feldhaus, wird erhalten bleiben.
Bild: Ibbenbürener Volkszeitung, Tobias Vieth, ©ivz.medien GmbH & Co. KG, alle Rechte vorbehalten
Umbau des ehemaligen Gasthofs Kunze zum Standort der „feldhausarchitekten“ in vollem Gange
IBBENBÜREN. Simon Feldhaus ist die Begeisterung beim Gang durch das Gebäude anzusehen. In jedem Raum, ja beinahe in jedem Winkel entdeckt er Details, die ihn faszinieren. Das ist nicht nur jetzt so, wo das Gebäude, das einst Kolpinghaus und zuletzt der Gasthof Kunze war, beinahe komplett entkernt ist. Eigentlich war es in der ganzen Umbauphase des Objekts zum neuen Hauptstandort der „feldhausarchitekten“ so.
Noch residiert das Architekturbüro von Simon Feldhaus und seinem Vater Ludger in Riesenbeck. Bis zum Jahresende soll der neue Standort an der Poststraße in Ibbenbüren bezogen werden (wir berichteten).
Es ist ein Haus mit Geschichte, erbaut im Kern 1743. Das ursprünglich als Scheune errichtete Haus wurde später als Posthof genutzt. Im Jahre 1899 erwarb die Kolpingsfamilie das Gebäude. 1987 übernahm das Ehepaar Kunze das damalige Kolpinghaus als Pächter. Die lange Geschichte des Baus will der neue Eigentümer wieder hervorholen – wozu ist man schließlich Architekt. Simon Feldhaus spricht von einem „Rückbau auf die ursprünglichen Elemente“.
»Es kommt ein gut funktionierendes Büro zustande – mit Charme.«
Architekt Simon Feldhaus
Mit jedem weiteren Schritt der Entkernung fanden die Bauarbeiter und die Inhaber mehr dieser Elemente. Dass der hölzerne Eingangsbereich mit Windfang erhalten bleiben soll, das wussten die neuen Eigentümer schon vorher. „Gott segne das ehrbare Handwerk“, ist darüber geschrieben. Auch der Schriftzug – er wiederholt sich am Eingang in einem Sandsteinrelief – bleibt.
Doch dass sie auf so viel erhaltenswertes Fachwerk in den Innenräumen stießen, überraschte dann doch. Mit jedem Stück Baufortschritt wurden die Planungen angepasst, wurde neu überlegt, was erhalten werden kann. Nicht nur im Bereich der Upkammer, die sich bis vor kurzem noch an den Gastraum anschloss, fand man Fachwerk aus uralten Balken. Dort wird der neue Empfangsbereich des Architekturbüros entstehen.
Auch im Obergeschoss sind viele Wände Fachwerkkonstruktionen. Sie werden nicht wieder verschlossen, sondern teils durch Verglasungen erlebbar gehalten. Im Erdgeschoss fand sich unter dem Teppichboden ein altes Stäbchenparkett. Auch das soll aufbereitet werden und so in den neuen Besprechungsräumen wieder sichtbar sein. Im Treppenhaus – bislang war es weiß verputzt – ist das alte Backsteinmauerwerk freigelegt. Es wird aufbereitet und ist so künftig auch wieder erlebbar.
„Wir wollen an so vielen Stellen wie möglich auf den Ursprungszustand zurückgehen“, sagt Feldhaus. Insgesamt sei er beeindruckt, wie gut das Gebäude trotz 277 Jahren Geschichte erhalten ist. Das Gebäude ist trocken, die Struktur in Ordnung. „Die Substanz ist richtig gut“, sagt Feldhaus. Dennoch wurde im zum Beispiel im Dachgeschoss der eine oder andere Balken verstärkt.
Dennoch wird das Gebäude nachher einen modernen Bürobetrieb ermöglichen: Die komplette Elektrik samt Datenleitungen ist bereits erneuert. Funktionale Räume – etwa für sanitäre Anlagen oder Druckerräume – werden ins Zentrum des Gebäudes gepackt, damit die Büro- und Besprechungsräume durch die Fenster Tageslicht bekommen. Insgesamt sollen ab Jahresende auf den 460 Quadratmetern Nutzfläche rund 25 Mitarbeiter ihren Aufgaben nachgehen. Der ehemalige Saal im jüngeren Anbau ist bereits aufgeteilt in verschiedene Büroräume, aus der früheren Küche wird ein Mitarbeiterraum für die Pausen.
Von außen werden die Ibbenbürener deutlich weniger Veränderungen feststellen – das Gebäude bleibt in seinem ursprünglichen Antlitz weitestgehend erhalten. Die Farbe wird sich minimal ändern vom heutigen Eierschalengelb in einen gedeckten Weißton. Die Schilder, die heute noch von der Gaststättennutzung künden, werden entfernt. Eventuell kehren auch Fensterläden zurück, die das Gebäude in früheren Zeiten besessen hat – die Dorne in den Sandsteineinfassungen zur Aufhängung der Läden sind teils noch vorhanden. Die Fenster zur Poststraße werden noch durch neue Holzfenster ersetzt, die aber die gleich aussehen.
Ob ein klitzekleines Detail im Empfangsbereich bleiben darf, ist noch nicht ganz sicher – aber Simon Feldhaus könnte es sich vorstellen. „Für Garderobe wird nicht gehaftet“, steht in goldenen Lettern im Eingangsbereich. Es wäre ein letzter kleiner Hinweis auf die vergangene Nutzung als Hotel und Gaststätte.
Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung, 28.08.2020 - Tobias Vieth (Autor) - ©ivz.medien GmbH & Co. KG, alle Rechte vorbehalten